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Donnerstag, 29. Juni 2017

Was sonst so war

SILENCE (Shusaku Endo):
Von einem, der auszog um Jesus zu werden und der sich schlussendlich eingestehen muss, dass Judas die wichtigste Leitfigur des Neuen Testaments ist.


SEX AND THE CITY (Stand Staffel 4 Episode 1):
Besonders interessant wie sehr sich Witze, oder besser gesagt Pointen, über Blicke zwischen Carrie und Charlotte vermitteln, die fast schon als Substitut für Sitcomkonservenlacher fungieren.
Die Frauen erzählen sich schon eher als feministische Positionen, vielleicht sogar etwas ihrer Zeit voraus, angenehmerweise ist die Serie aber eigentlich näher an Friends als an Sendungen wie Girls, auch wenn der Vergleichspunkt naheliegt. Entschuldigen muss sich die Serie (oder Frauen überhaupt) nicht dafür, dass sie sich für Oberflächlichkeiten wie Klamotten und Männer interessiert – jedenfalls nicht mehr als die männlichen Äquivalente.

GILMORE GIRLS (Stand etwa Staffel 4 Episode 22):
Über die Staffeln (vielleicht auch durch die Außensets von Pretty Little Liars) wird deutlich, dass man der Serie eine mindestens konservative (wenn nicht gar reaktionäre) Lesart auferlegen kann, im Vergleich zu (wesentlich besseren) Serien wie Twin Peaks ist der Mikrokosmos Kleinstadt in seiner hermetischen Abriegelung gegen jede Veränderung (selbst Unebenheiten wie Jess werden beinahe unmittelbar geglättet – kein Wunder, dass er bei nächster Gelegenheit ausbrechen muss) eindeutig positiv konnotiert. Klassenkampf findet hier zwischen Ivy-League-Alumni und Hotelbesitzerinnen statt. Trotzdem sind die plotbefreiten Momente manchmal sogar angenehm ungezwungen und frei. (Und Melissa McCarthy ist immer noch ein lebendiger Fremdkörper in der doch sehr sterilen Welt von Stars Hollow).

In der letzten Szene der vierten Staffel folgt dann jedoch endlich der Ausbruch, Rory darf zum ersten Mal wirklich wütend auf ihre Mutter sein, sogar in Tränen ausbrechen und die magischen Worte "I hate you" aussprechen, ein wirklicher Einbruch in die so stabil wirkende heile Welt von Stars Hollow. 

Im Zuge des Wahlerfolgs der Labour Party in Großbritannien und des zunehmend ins Unerträgliche abgleitende Personenkults um Jeremy Corbyn kam mir der Gedanke, dass sich Gilmore Girls aus heutiger Perspektive als Archetyp der von Corbyn versprochenen Post-Brexit Utopie einer sozialistischen Insel lesen lässt. Jede Einmischung von Außen führt zu atmosphärischen Störungen, stört das empfindlich gewachsene Ökosystem, das Abweichungen nicht bestraft, sondern schlicht nicht zulässt. Das Böse kommt von außen (hier auch wieder ein Gegensatz zu Twin Peaks, Pretty Little Liars oder auch True Blood, wo das Böse fest in das Fundament der jeweiligen Gemeinschaften eingeschrieben ist) und die Bildung einer Wagenburg ist nur Reaktion darauf. So erklärt sich auch die mangelnde Diversität, die der Serie im heutigen Klima der Kulturkritik sicherlich um die Ohren fliegen würde (so geschehen bei der sehr viel besseren Serie Girls).

UNFRIENDED:
Schon die falsche Abzweigung auf der Suche nach einer Ästhetik für die Zukunft, aber die erste Stunde fühlt sich frischer an als fast jeder Found-Footage-Film seit The Blair Witch Project. Angenehm unkritisch auch der Umgang mit Social Media, um den Film im Genre zu verankern helfen die Slasher-Klassiker Sex, Drugs, Alcohol mehr als die halbgare Videogeschichte.

GOSSIP GIRL (Stand Staffel 4 Folge 1):
Turbokapitalistische Hybris, die Serie. Auch hier findet der Klassenkampf zwischen Schwerreichen und nicht-ganz-so-schwer-Reichen statt, wobei die vermeintlich ärmere Klasse gleich zu Beginn der dritten Staffel per Heirat der Oberklasse einverleibt wird. Im Gegensatz zu Gilmore Girls ist Gossip Girl jedoch offen reaktionär (und nicht kryptokonservativ bis zum Erbrechen) und kokettiert sehr viel mehr mit den nun wirklich spätrömischen Dekadenzen der Figuren. Die popmusikgeschwängerten Montage-Sequenzen besitzen heute, fast ein Jahrzehnt später, fast schon nostalgische Dimensionen. Wirklich super ist die Serie nur in den, in ihrer Aufrichtigkeit diametral entgegen gesetzt wirkenden, Momenten zwischen den vier Prototypen der Serie (Nate, Chuck, Blair und Serena). Die vielen Reminszenzen an ein krisenfestes und vor allen Dingen klares Bild des alten Hepburn-Hollywoods passen da nur zu gut ins Programm, verpassen es jedoch die Subversion des alten Hollywoods mit in die Neuzeit herüberzutragen. 

Besonders unangenehm der Versuch, gerade die Waldorf-Familie (und ihren associate Chuck Bass) über Großzügigkeiten gegenüber den eigenen Angestellten sowas wie ein menschliches Antlitz zu verleihen, wogegen sich die Figuren jedoch konsequent zur Wehr setzen: Auch die Hochzeit von Haushälterin und Portiert wird zu einem Schauplatz der Selbstverliebheit der dramaverliebten Fifth-Avenue-Posse.  

Twin Peaks: The Return (Episode 8):
...
xoxo

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